Inwiefern ein Mensch mit Behinderung am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, ist abhängig von den individuellen Voraussetzungen sowie den länderspezifischen technischen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen.
Vor diesem Hintergrund können digitale Technologien vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die behinderungsgerechte Arbeitsplatzgestaltung bieten, um Funktionseinschränkungen zu kompensieren oder vorhandene Fähigkeiten zu unterstützen. Intelligente Assistenzsysteme und KI-getriebene Software (z. B. Texterkennungsgeräte, Spracheingaben, Augensteuerungen) sowie kollaborierende Leichtbauroboter (sog. Cobots) sind Anwendungsbeispiele bei motorischen oder sensorischen Beeinträchtigungen. Zudem ermöglicht die digitale Vernetzung flexible und mobile Arbeitsformen (z. B. Telearbeit, Crowd-Working), wovon beispielsweise Menschen mit chronischer Erkrankung, motorischen oder sensorischen Einschränkungen profitieren können.
Exklusionsrisiken können sich aus den veränderten Arbeitsprozessen ergeben, die schneller, anspruchsvoller, abstrakter und stärker visualisiert werden. Einfache Routinetätigkeiten oder Nischenarbeitsplätze könnten dadurch vollständig ersetzt werden. Bleiben diese weiter bestehen, könnte dies zu einer stärkeren Polarisierung in der Arbeitswelt führen.
Demzufolge wird auch hier Handlungsbedarf gesehen, um die berufliche Inklusion im digitalen Zeitalter zu fördern. Als Grundvoraussetzung wird die Schaffung einer barrierefreien Arbeitsumgebung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention gefordert. Dies umfasst den barrierefreien und souveränen Zugang zu IT-Technologien und Internet sowie die Schaffung kompatibler Schnittstellen mit Geräten und Software. Für den kompetenten IT-Umgang sind Qualifizierungsmaßnahmen und unterstützende Beratung erforderlich. Schließlich wird eine stärkere Kooperation zwischen Betrieben, Entwicklung und Forschung in Bezug auf assistive digitale Technologien empfohlen.
Quelle: Forschungsberichte des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Band 467: Chancen und Risiken der Digitalisierung der Arbeitswelt für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, 2016