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Praxisbeispiel Arbeitsgestaltung in der Büro-Materialverwaltung

Wo lag die Herausforderung?

Das Sehvermögen des Mannes nahm über die Jahre soweit ab, dass er nahezu blind ist. Er wurde an einen anderen Arbeitsplatz versetzt, wo er mit Hilfe des Computers Büromaterial verwalten soll. Der Arbeitsplatz musste dazu entsprechend gestaltet werden.

Was wurde gemacht?

An seinem Arbeitsplatz nutzt er eine Braillezeile in Verbindung mit einem Screenreader, mit der er die Büro-Software nutzen und den PC bedienen kann. Die Braillezeile und der Screenreader werden auch zur Materialverwaltung und Steuerung des Umlaufregals mit dem Büromaterial eingesetzt.

Schlagworte und weitere Informationen

Die behinderungsgerechte Arbeitsgestaltung wurde vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt gefördert. Die Beratung erfolgte dabei durch den Technischen Beratungsdienst des Integrations- beziehungsweise Inklusionsamtes und dem Unternehmen Dräger & Lienert, das innovative Lösungen zur beruflichen Teilhabe von Menschen mit Blindheit anbietet (Kontakt zum Unternehmen über den Link zu Büro-Software).
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter.

Unternehmen:

Es handelt sich um ein Ministerium.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Das Sehvermögen des Mannes nahm über die Jahre soweit ab, dass er nur noch ein Restsehvermögen von ein bis zwei Prozent besitzt und deshalb nahezu blind ist. Für ihn müssen deshalb optische Informationen so umgewandelt werden, dass sie taktil mit den Fingern (z. B. Brailleschrift) oder akustisch wahrgenommen werden können. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 100. Der Schwerbehindertenausweis beinhaltet die Merkzeichen B, Bl, H und RF.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann hat in einem Berufsförderungswerk (BFW) eine Ausbildung zum Telekommunikationsoperator und später eine Weiterbildung zur Fachkraft für Büroorganisation und Textverarbeitung absolviert.
In REHADAT finden Sie auch Berufsförderungswerke, die Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit ausbilden.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Der Mitarbeiter war im Ministerium als Schreibkraft im Schreibdienst zur Verschriftlichung von vordiktierten Texten und Protokollen tätig. Der Schreibdienst wurde jedoch immer weniger genutzt, so dass sein Arbeitsplatz dort schließlich wegfiel. Der Mitarbeiter wurde deshalb an einen neuen Arbeitsplatz versetzt. An seinem neuen Arbeitsplatz in der Büro-Materialverwaltung arbeitet er an einem Bildschirmarbeitsplatz in Verbindung mit einem Vertikal-Umlaufregal, das nach dem Paternostersystem funktioniert. Bildschirmarbeitsplatz und Umlaufregal bilden dabei das eigentliche Lagersystem zur Materialverwaltung (Bild 1 und 2).
Seine Tätigkeit besteht aus einer Kombination von Bestandserfassung und -pflege, sowie der Ausgabe von angeforderten Formularen und Büromaterial. An seinem Bildschirmarbeitsplatz bzw. PC nutzt er eine Braillezeile in Verbindung mit einem Screenreader (spezielle Software), mit der er die sonst übliche Büro-Software (z. B. E-Mail- und Textverarbeitungssoftware) nutzen und den PC bedienen kann. Die Braillezeile wandelt dazu mit Hilfe des Screenreaders die optischen Inhalte des Bildschirms in Computerbraille bzw. Informationen um, die mit den Fingern taktil gelesen werden können. Alternativ dazu kann er sich die Inhalte auch über die Sprachausgabe vorlesen lassen. Eingaben erfolgen über eine übliche Tastatur mit Hilfe des 10-Finger-System, das sonst auch von sehenden Personen genutzt wird.
Damit die Materialverwaltung und Bedienung des Umlaufregals auch mit Hilfe des Screenreaders und der Braillezeile am PC erfolgen konnte, wurde eine spezielle und barrierefreie Software des Unternehmens Dräger & Lienert eingesetzt, für die das Unternehmen eine Software-Schnittstelle zum Umlaufregal einrichten musste. Auch die Einarbeitung des Mitarbeiters fand in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen statt.
Der Mitarbeiter kann nun am PC das angeforderte Material in einer Datenbank aufrufen. Die Daten werden dann an das Umlaufregal übertragen, welches die entsprechenden Lagereinschübe automatisch in eine ergonomische Entnahmeposition verfährt. Jedes Lagerfach ist mit Braille-Etiketten gekennzeichnet, an denen sich der Mitarbeiter orientiert. Den Lagerbestand gleicht er anschließend wieder per Braillezeile mit der Datenbank am PC ab. Aufzufüllendes Material wird dem Mitarbeiter bereitgestellt und von ihm einsortiert.
Der Arbeitsplatz ist so eingerichtet, dass er zur Vertretung im Urlaub oder bei Krankheit von Kollegen genutzt werden kann.

Arbeitsschutz:

Ein standardmäßiger Lichtschrankenvorhang (mehrere Lichtschranken in geringen Abständen) verhindert beim Kontakt durch eine sofortige Auslösung des Stoppvorganges die Entnahme und Ablage während des Regalumlaufes bzw. ermöglicht nur die Ablage und Entnahme während des Stillstandes.

Arbeitsumgebung - Mobilität:

Der Mann erreicht seinen Arbeitsplatz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Er nutzt dabei seinen weißen Langstock (Blindenstock) als Orientierungshilfe.

Eingesetzte Hilfsmittel - Anzeigen der Produkte:

Schlagworte

ICF-Items

Assessments - Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • ERGOS - Sehen
  • IMBA - Arbeitssicherheit
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Lesen
  • IMBA - Schreiben
  • IMBA - Sehen
  • IMBA - Unfallgefährdung
  • MELBA - Lesen
  • MELBA - Schreiben

Referenznummer:

Pb/110904


Informationsstand: 11.10.2021