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Praxisbeispiel Einsatz eines Assistenzsystems zur Montage beim Unternehmen SCHUBS Steuerungstechnik

Wo lag die Herausforderung?

Bedingt durch den Fachkräftemangel wollte das Unternehmen bestimmte Tätigkeiten von Menschen mit Behinderungen übernehmen lassen und sie dann dazu einstellen. Die betreffenden Montagearbeitsplätze mussten so gestaltet werden, dass Personen mit kognitiven und Lernbeeinträchtigungen selbständig und wirtschaftlich die Tätigkeit ausführen können.

Was wurde gemacht?

Es wurde ein Assistenzsystem zusammen mit einem Institut entwickelt, das zur Schaltschrankmontage eingesetzt wird. Die Beschäftigten mit Behinderungen können so unterstützt durch das Assistenzsystem die einzelnen Schritte zur Montage einfach ausführen.

Schlagworte und weitere Informationen

Zur Entwicklung des Assistenzsystems wendete sich das Unternehmen an "Mit uns digital!" vom Industrie-4.0-Zentrum für Niedersachsen und Bremen. Durch das Projekt erhielt das Unternehmen Unterstützung von Ingenieuren des Instituts für Integrierte Produktion Hannover (IPH). "Mit uns digital!" bietet kleinen und mittleren Unternehmen aus der Region kostenlose Unterstützung bei der Digitalisierung. Das Zentrum wird vom Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) und vom Produktionstechnischen Zentrum Hannover (PZH) geleitet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übernimmt die Finanzierung dieser Projekte.
Beim Übergang von der WfbM auf den allgemeinen Arbeitsmarkt kann außerdem das sog. Budget für Arbeit in Anspruch genommen werden. In dessen Rahmen erhalten dann Unternehmen einen Lohnkostenzuschuss. Die Förderung durch das Budget für Arbeit erfolgte durch den Träger der Eingliederungshilfe in dem betreffenden Bundesland für Erwachsene.

Unternehmen:

Beim Unternehmen handelt es sich um einen Hersteller mit 80 Beschäftigten für Steuerungstechnik, Kabelkonfektionierung, Schaltschränke und Schaltanlagen für die Bereiche Elektrotechnik, Druckluft, Nahrungsmittel, Straßenbaumaschinen, Photovoltaik, Windkraft und dem allgemeinen Maschinen- sowie Anlagenbau.
Das Unternehmen arbeitet schon seit vielen Jahren mit einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) zusammen, die zu einem Werkstattverbund gehört.
Im Rahmen der Zusammenarbeit werden von Beschäftigten der WfbM Schaltschränke für das Unternehmen montiert. Aufgrund der guten Erfahrungen möchte das Unternehmen, durch Digitalisierung in Kombination mit einem Assistenzsystem, Menschen mit Behinderungen einen festen Arbeitsplatz anbieten.

Behinderung und Beeinträchtigung der Beschäftigten:

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungen haben psychische und kognitive Beeinträchtigungen, weshalb sie eine gute Anleitung, strukturierte, sich wiederholende und nicht ständig wechselnde Arbeitsabläufe benötigen.

Inklusion:

Einige Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen mit Behinderungen waren zunächst in der WfbM beschäftigt. Dort wurden Sie durch einen Teamleiter des hauptamtlichen betreuenden Personals der WfbM angeleitet und betreut. Bedingt durch die jahrelangen guten Erfahrungen des Unternehmens, dem Bedarf an Personal und der Möglichkeit ein unterstützendes digitales Assistenzsystem zur Vereinfachung der Arbeitsabläufe einzusetzen, wurde ihnen ein Arbeitsplatz im Unternehmen im Bereich der Schaltschrankmontage angeboten. Im Unternehmen erfolgt bzw. erfolgte zu Beginn eine kurze Einarbeitung im Zusammenhang mit dem Einsatz des Assistenzsystems und danach dann das selbständige Ausführen der Montage.
Ziel des Unternehmens ist es, Beschäftigte mit Behinderungen langfristig an sich zu binden und sie Aufgaben übernehmen zu lassen, die zuvor von Fachkräften durchgeführt wurden. Die Digitalisierung im Unternehmen soll dabei helfen, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, den Fachkräftemangel abzufedern und damit einhergehend die bisherigen Fachkräfte zu entlasten, welche im Unternehmen zunehmend an anderer Stelle benötigt werden.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die Monteure bzw. Monteurinnen mit Behinderungen im Unternehmen können das einfach zu bedienende Assistenzsystem ohne viel Anleitung nutzen. Das digitale rechnerunterstützte Assistenzsystem basiert auf einem Beamer-Konzept und umfasst einen Hand-Scanner, einen Touch-Monitor und den Beamer selbst. Der Beamer ist dabei auf einer Art Stativ über dem Schaltschrank bzw. der Montageplatte positioniert und projiziert die zu montierenden Elemente bzw. Bauteile an die jeweilige Stelle im Schaltschrank. Die zu verbauenden Elemente haben dazu jeweils einen Barcode, den die Monteure und Monteurinnen mit einem Hand-Scanner einlesen. Daraufhin verarbeitet das Softwareprogramm des Systems die Informationen und überträgt diese an den Beamer, welcher wiederum den Beschäftigten per Lichtsignal die exakte Stelle im Schaltschrank anzeigt, an der das jeweilige Bauteil an der Montageplatte angebracht werden soll. Im Anschluss können die Beschäftigten dem Assistenzsystem mittels Ja-Nein-Auswahl am Touchpad mitteilen, ob das Bauelement wie vorgesehen angebracht werden konnte. Woraufhin das Assistenzsystem nun das Bauelement von der Liste der noch zu verbauenden Teile streicht oder aber die Beschäftigten können angeben, dass das Bauteil noch nicht verbaut werden kann, woraufhin das Assistenzsystem den Prozess so strukturiert, dass alle weiter benötigten Teile verbaut werden können. Das Assistenzsystem arbeitet bewusst ohne Sprachsteuerung und wird ausschließlich über das Touchpad mit einfachen Eingaben bedient, sodass auch Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, kognitiven Beeinträchtigungen oder einer Hörbehinderung mit dem Assistenzsystem arbeiten können. Zudem sind für die Arbeit mit dem Assistenzsystem keine technischen Vorkenntnisse nötig und es müssen auch keine Stücklisten mehr verglichen beziehungsweise abgehackt werden. Das Assistenzsystem besitzt außerdem eine leichte und intuitive Benutzeroberfläche, sodass keine tiefergehende Einarbeitung erfolgen muss.

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Assessments - Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Lernen/Merken
  • IMBA - Umstellung
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  • MELBA - Lernen/Merken
  • MELBA - Umstellung
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Referenznummer:

Pb/111149


Informationsstand: 03.05.2022